Rückkehr in den Beruf nach Krankheit oder Unfall

WENN
DER KOPF
KRANK
MACHT
Ursache
Wirkung
Lösung

„Der Körper spricht aus, was die Seele nicht sagen kann."

Dipl.-Psych. Thomas Dürst

Wie entstehen psychosomatische Erkrankungen?

Damit sich aus normalen Alltagsbeschwerden eine psychosomatische Erkrankung entwickelt, spielt neben der psychischen und der sozialen auch die berufliche Situation eines Menschen eine Rolle. Gesellschaftliche Aspekte und Veranlagung können die Entstehung ebenfalls begünstigen. Oft kommen verschiedene belastende Faktoren zusammen, die körperliche Beschwerden verursachen und verstärken können.

Belastende Faktoren

  • Negativer beruflicher Stress
  • Spannungen am Arbeitsplatz
  • Probleme im familiären Umfeld
  • Ungelöste Konflikte aus der Kindheit
  • Angst und Sorgen
  • Trauer
  • Traumatische Erlebnisse
  • Schwierige Lebensumstände
  • Depression

Beratung wahrnehmen

 

 

„Schmerzen haben nicht immer eine körperliche Ursache, auch die Seele kann krank machen: Wenn Gefühle, Stress oder andere psychische Belastungen dauerhaft unterdrückt werden, sucht sich das Innenleben ein anderes Ventil.“

Thomas Dürst, niedergelassener Psychologe und Psychotherapeut

„Große emotionale Belastungen führen zu unterschiedlichen körperlichen Reaktionen: Muskeln verkrampfen sich, Stresshormone behindern die Entspannung des Körpers, der Stoffwechsel ändert sich, Organe werden nicht mehr ausreichend versorgt.“

Dr. med. Volker Malinowski, Chefarzt MEDIAN Zentrum für Verhaltensmedizin Bad Pyrmont

„Bestimmte Regionen sind besonders anfällig für emotionalen Stress: gute Beispiele sind die Angst, die im Nacken sitzt oder Probleme, die an die Nieren gehen."

Dipl.-Psych. Thomas Dürst

So zeigen sich psychosomatische Erkrankungen

Psychische und körperliche Gesundheit sind eng miteinander verbunden. Und so können durch seelische Probleme die unterschiedlichsten Krankheitsbilder hervorgerufen werden – häufig leiden Betroffene auch nicht nur an einem Symptom, sondern an mehreren Beschwerden gleichzeitig.

Klassische Symptome sind:

  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Rücken-, Nacken- oder Schulterschmerzen
  • übermäßige Erschöpfung und Müdigkeit
  • Ohrgeräusche (Tinnitus)
  • Herzrasen
  • Verdauungsbeschwerden, Magenschmerzen, Reizdarm
  • Kreislaufstörungen, Schwindelgefühle
  • Essstörungen
  • Atemwegserkrankungen
  • Suchterkrankungen

    Beratung wahrnehmen

     

     

    „Schmerzen haben nicht immer eine körperliche Ursache, auch die Seele kann krank machen: Wenn Gefühle, Stress oder andere psychische Belastungen dauerhaft unterdrückt werden, sucht sich das Innenleben ein anderes Ventil.“

    Thomas Dürst, niedergelassener Psychologe und Psychotherapeut

    „Große emotionale Belastungen führen zu unterschiedlichen körperlichen Reaktionen: Muskeln verkrampfen sich, Stresshormone behindern die Entspannung des Körpers, der Stoffwechsel ändert sich, Organe werden nicht mehr ausreichend versorgt.“

    Dr. med. Volker Malinowski, Chefarzt MEDIAN Zentrum für Verhaltensmedizin Bad Pyrmont
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    „Patient und Arzt müssen sich auf die Diagnose psychosomatische Erkrankung einlassen können – ganz ohne zu stigmatisieren."

    Dipl.-Psych. Thomas Dürst

    Wenn die Seele krank macht

    Vor der richtigen Diagnose haben Patienten nicht selten eine lange Odyssee hinter sich. Viele fühlen sich unverstanden und mit ihren Schmerzen nicht ernst genommen. Zunehmend ziehen sie sich aus dem sozialen Leben zurück und leiden im Stillen. Doch ohne eine gezielte Behandlung werden die Beschwerden schlimmer, das belastet die gestresste Seele zunehmend, was wiederum die körperlichen ­Symptome weiter verstärkt – für die
    Betroffenen beginnt ein auswegloser Kreislauf.

    „Wenn dem Betroffenen nicht geglaubt wird, dass er real fühlbare Beschwerden hat, da keine körperlichen Ursachen gefunden werden, kann das die psychische Belastung verstärken."

    Anita Rothe, Kompetenztrainerin im Bfw Sachsen-Anhalt

    Körperliche Faktoren ausschließen

    Bei der Diagnostik psychosomatischer Erkrankungen werden zunächst körperliche Ursachen für die Symptome ausgeschlossen.
     
     


      Seelische Auslöser identifizieren

      Bei der Diagnose steht vor allem die individuelle Krankheits- und Lebensgeschichte im Fokus, um mögliche Auslöser oder belastende Faktoren der Betroffenen zu identifizieren.
       


        Interdisziplinärer Ansatz

        Bei schweren oder lang anhaltenden Beschwerden sollten psychosomatisch spezialisierte Mediziner in die Diagnostik einbezogen werden, um eine entsprechende Therapie einzuleiten.


          Stationäre Psychotherapie

          Wenn durch ambulante Maßnahmen keine Entlastung erreicht werden kann, was sich zum Beispiel in langen Krankschreibungen zeigt, ist eine stationäre Psychotherapie in einer spezialisierten Kliniken sinnvoll.


            „Für den Patienten sowie den behandelnden Arzt ist das psychosomatische Krankheitsbild nicht selten diffus, weil die Symptome sehr verschieden und individuell ausgeprägt sein können."

            Dr. med. Volker Malinowski

            Ein Hilferuf der Seele

            Wenn psychische Probleme immer wieder verdrängt werden, sucht sich die Seele oft andere Wege, um auf sich aufmerksam zu machen. So war es auch bei Ulrike Z.: Jahrelang artikulierte sich ihr gestresstes Innenleben über den Magen. Doch sie hört nicht auf die Hilferufe. Nur mit psychotherapeutischer Hilfe konnte die Floristin den Teufelskreis durchbrechen und ihr Leben wieder in Balance bringen.

            Langsam, aber sicher in Richtung Abgrund

            Ulrike Z. hat die Seele wortwörtlich auf den Magen geschlagen. Probleme mit dem Chef und Mobbing am Arbeitsplatz haben der Floristin so zugesetzt, dass sie jahrelang immer wieder mit Magenschmerzen zu kämpfen hatte. „Mein Bauchgefühl hat mir schon gesagt: Da stimmt was nicht – das ist mehr als nur körperlich. Aber ich habe nicht zugehört, sondern immer weiter funktioniert.“ Und so steuerte sie langsam, aber sicher auf den Abgrund zu. „Der Zusammenbruch war ein schleichender Prozess: Ich hatte immer öfter Magenprobleme, wurde immer antriebsloser und habe mich oft nur noch durch den Tag geschleppt. Mehr und mehr verlor ich meine Motivation –  im Job und im Privatleben. Irgendwann war allein das Aufstehen morgens kaum noch möglich. Und dann kam der Tiefpunkt: Nichts ging mehr – ich habe nur noch geweint.“ Endlich zog Ulrike Z. die Reißleine und suchte sich ärztliche Hilfe. Und der bestätigt, was sie eigentlich schon lange wusste: Das Problem liegt nicht im Bauch, sondern in ihrer Seele. Und meldet sie umgehend in einer psychiatrischen Tagesklinik an. „Trotzdem war es ein großer Schritt für mich, zu akzeptieren, dass meine körperlichen Beschwerden durch die Psyche verursacht werden“, sagt die 53-Jährige. „Erst in der Therapie habe ich mit der Zeit gelernt, offen über meine Depression zu sprechen und mich nicht mehr dafür zu schämen.“

            Ein langer Weg mit Stolpersteinen

            Ein Jahr war Ulrike Z. zunächst außer Gefecht gesetzt. Nach zwei Klinikaufenthalten kehrte sie in ihren Arbeitsalltag zurück – und musste nach drei Jahren einen herben Rückschlag verkraften: Denn die Probleme im Betrieb waren die alten und so war ein erneuter Zusammenbruch fast schon vorprogrammiert. „Heute weiß ich, dass es viel zu früh für mich war.“ Zwei weitere Jahre brauchte sie, um mit psychotherapeutischer Hilfe Körper und Seele wieder ins Gleichgewicht zu bringen – und sich mit ihren beruflichen Perspektiven auseinanderzusetzen: „Es war klar, dass eine Rückkehr in alte Routinen der falsche Weg ist. Was ich brauchte, war ein beruflicher Neuanfang“, erinnert sie sich. „Auf Anraten meiner Therapeutin habe ich also einen Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben gestellt.“ In der Schweriner Außenstelle des Berufsförderungswerkes (BFW) Stralsund wurde sie mithilfe der BOHT-Maßnahme, einem Integrationsangebot für Menschen mit psychischer Erkrankung, zunächst fit für gemacht für die Anforderungen einer beruflichen Rehabilitation. „Hier wurde ich psychisch und intellektuell so gestärkt, dass ich meinen Neustart in Angriff nehmen konnte – eine betriebliche Umschulung zur Industriekauffrau“, sagt sie. „Die anspruchsvolle Ausbildung hat mir gezeigt, was in mir steckt: Oft  bin ich über mich selbst hinausgewachsen – aber manchmal auch an meine Grenzen gekommen. Aber anders als früher habe ich mir in den Momenten des Zweifelns rechtzeitig Unterstützung geholt: Meine Therapeutin, die Mitarbeiter im BFW und meine Familie waren immer für mich da. Das Wissen, dass ich nicht alleine da durch muss, hat mir die Kraft und die Sicherheit gegeben, die Ausbildung durchzustehen und erfolgreich zu beenden.“

            Eine große persönliche und berufliche Entwicklung

            Heute ist Ulrike Z. angekommen. Als Chefsekretärin bei einem regionalen Bildungsträger für Berufsbildung und Umschulung kümmert sie sich um die reibungslosen Abläufe. „Das ist zwar nicht Industriekauffrau, aber der Job macht mir jeden Tag viel Freude und ich kann im Kontakt mit den Teilnehmern meine eigenen Erfahrungen einbringen“, sagt sie. „Natürlich gibt es wie in jedem Betrieb immer mal wieder Konfliktsituationen, aber ich habe gelernt, sie zu reflektieren und anders damit umzugehen.“ Und auch auf die Zeichen des Körpers hört sie jetzt sehr genau: „Mein Magen ist immer noch mein Sensor und wenn er mir signalisiert, dass ich Gefahr laufe, die Balance zu verlieren, trete ich auf die Bremse und hole mir Hilfe.“ Rückblickend ist sie ihrer Erkrankung sogar ein bisschen dankbar: „Denn aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man ein schönes Haus bauen: Ohne die Erkrankung hätte ich nicht diese große persönliche und berufliche Entwicklung gemacht  – und wäre heute nicht da, wo ich jetzt bin.“

            *Name wurde auf Wunsch anonymisiert.

            „Dass psychische Belastungen die Ursache sind, wollen Patienten oft nicht wahrhaben."

            Dr. med. Volker Malinowski

            Die eigene Wahrnehmung schärfen

            Da die Ursache für die Erkrankung im seelischen Bereich liegt, stehen im Mittelpunkt einer Therapie die gezielte Ergründung und die Verminderung der störenden Einflüsse auf die Seele des Patienten. Gemeinsam mit dem Erkrankten werden Lösungen erarbeitet, wie Belastungssituationen reduziert und emotionaler Stress besser verarbeitet werden können.

            Psychotherapie

            Eine Psychotherapie kann helfen, auslösende Momente und ursächliche Konflikte aufzuarbeiten – und lang­fristige Strategien zur Bewältigung zu entwickeln. Je nach Beschwerden und Situation des Betroffenen kommen dabei unterschiedliche Verfahren infrage, zum Beispiel die tiefenpsychologisch orientierte Therapie oder die Verhaltenstherapie. Bei einer begleitenden Depression kommen gegebenenfalls auch Antidepressiva zum Einsatz.
            Ergänzend sind Entspannungsübungen wie autogenes Training, Ergotherapie, Sozialtherapie oder Bewegungstherapie sinnvoll, um Körper und Seele wieder in Einklang zu bringen.
            Gleichzeitig ist es wichtig, körperliche Beschwerden mit gezielter Medikation zu behandeln und mit manueller Therapie oder sportlichen Maßnahmen zu verbessern.

            Stressabbau

            Da dauerhafter Stress eine wesentliche Ursache für die Entstehung und Verstärkung psychosomatischer Erkrankungen sein kann, ist der Abbau belastender Faktoren begleitend zur Therapie wichtig. Hierbei helfen zum Beispiel gezielte Coachings wie:

            • ein Stressbewältigungstraining, um zu lernen, mit Überforderungssituationen besser umzugehen.
            • ein Emotionstraining, um negative Gefühle und Ängste leichter zu verarbeiten.
            Beratung wahrnehmen

             

             

            „Wenn Patienten ihre psychische Verfassung anerkennen und lernen, über ihre emotionalen Konflikte zu sprechen, bekommt die Seele eine Stimme und muss sich nicht mehr durch körperliche Beschwerden Gehör verschaffen.“

            Dipl.-Psych. Thomas Dürst

            „Es war ein großer Schritt für mich, zu akzeptieren, dass meine Magenschmerzen durch die Psyche verursacht werden. Erst in der Therapie habe ich mit der Zeit gelernt, offen über meine Depression zu sprechen und mich nicht mehr dafür zu schämen.“

            Ulrike Z.* hat mit psychotherapeutischer Hilfe ihr Leben in Balance gebracht

            „Der Psychosomatik liegen immer seelische Faktoren zugrunde. Die gilt es zu identifizieren und den Betroffenen unterstützend zur Seite zu stehen, damit sie lernen, psychischen Belastungen gesundheitsbewusster zu begegnen.“

            Anita Rothe

            „Dass meine Psyche die Ursache für den Burn-out sein könnte, auf die Idee bin ich gar nicht gekommen. Im Gegenteil, ich hatte viele gute Argumente, was von außen alles falsch läuft und fühlte mich von allen unverstanden.“

            Patrick H.* fand mit therapeutischer Hilfe seinen Weg aus der Krankheit

            „Schätzungsweise leidet ein Viertel der deutschen Erwachsenen einmal im Leben oder dauerhaft an psychosomatischen Beschwerden."

            Dipl.-Psych. Thomas Dürst

            Lösungen für eine komplexe Ausgangslage

            Gerade für Menschen mit seelischen Erkrankungen spielt die eigene Arbeit eine große Rolle: Erfolgserlebnisse und Anerkennung tragen wesentlich zu einem ganzheitlichen Genesungsprozess bei. Umso wichtiger ist es, frühzeitig einzugreifen und Rahmenbedingungen zu schaffen, damit
            Betroffene möglichst nicht aus dem Berufsleben herausfallen.

            Beratung wahrnehmen

             

             

            Dr. med. Volker Malinowski, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie – Chefarzt MEDIAN Zentrum für Verhaltensmedizin Bad Pyrmont

            In der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR) liegt der Schwerpunkt auf medizinischen und therapeutischen Aspekten, um die notwendige Stabilität für die berufliche Rehabilitation zu schaffen. Klassische Themen sind der Umgang mit Arbeitsplatzkonflikten, Mobbing, Abgrenzungsschwierigkeiten, Perfektionismus oder Ängste am Arbeitsplatz. Für die MBOR kommen insbesondere Patienten mit besonderen beruflichen Problemlagen (BBPL) in Betracht. Also Patienten mit langer Arbeitsunfähigkeit, Rentenantrag oder langer Arbeitslosigkeit. Die Prognose hängt sehr stark vom bisherigen Behandlungsverlauf ab, wir sehen leider häufig Patienten, die bereits eine lange Ärzte-Odyssee hinter sich haben und deren Beschwerden oft chronisch geworden sind, wodurch die Behandlung natürlich erschwert ist.


            Wir arbeiten mit vielen Unternehmen und Betrieben vor Ort zusammen, um beispielsweise externe Belastungserprobungen zu organisieren und den Rehabilitanden so die Möglichkeit zu geben, wieder positive Kontakte zur Arbeitswelt zu knüpfen. Auch die Berufsförderungswerke (BFW) sind bewährte Kooperationspartner, die uns bei der Berufsorientierung unserer Patienten durch ein Assessment zur Seite stehen oder als Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation bei Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) über den Rehaberater vermittelt werden. Umgekehrt helfen wir mit unserer medizinischen Kompetenz bei Problemen und Krisen während der beruflichen Reha und können auch kurzfristig unsere Hilfe anbieten.

            Teilhabe sichern

             

             

            Damit Menschen mit seelischen Erkrankungen ihren Weg zurück in ein ­gesundes Arbeitsleben finden können, bietet die berufliche Rehabilitation die nötige Hilfe und Unterstützung, die für eine berufliche (Wieder-) Eingliederung erforderlich sind.

            Wer arbeitsunfähig oder akut krankgeschrieben ist, kann ein medizinisches Heilverfahren über die Deutsche Rentenversicherung beantragen. Hier steht neben der Genesung auch im Fokus, ob und wie gesundheitliche Probleme Einfluss auf die Berufsausübung haben. Ist eine Wiederaufnahme des bisherigen Berufes nicht mehr möglich, können Betroffene den Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben stellen.


            Die Angebote zur beruflichen Rehabilitation beinhalten zahlreiche unterschiedliche Leistungen: Das kann eine berufliche Anpassung, eine Weiterqualifikation oder auch eine komplette Neuausrichtung in einem anderen Berufsfeld sein.


            Auch für Arbeitslose, die wegen einer seelischen Erkrankung nicht in ihren alten Beruf zurückkehren können, stehen die Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben zur Verfügung: Hier ist die Agentur für Arbeit der richtige Ansprechpartner.

            „Psychosomatische Beschwerden beeinflussen die Lebensqualität in vielen Bereichen: Oft kommt es zu gesellschaftlichem Rückzug, zu Problemen im Berufsleben bis hin zu einer frühzeitigen Verrentung mit erheblichen Folgen für Betroffene."

            Dr. med. Volker Malinowski

            Eine komplexe Problematik

            Seit seiner Kindheit lebt Patrick H. mit der Diagnose ADHS, aber die Erkrankung beeinträchtigte ihn lange in keiner Weise. Erst durch äußere Konflikte am Arbeitsplatz brach sie sich Bahn und setzte eine Abwärtsspirale in Gang, die ihn seelisch wie körperlich bis an den Rand seiner Kräfte brachte – und dem Beruf als Lehrer ein Ende setzte. Mit therapeutischer Hilfe und der Unterstützung des BFW Goslar fand er seinen Weg in ein neues Leben.

            Ein Kampf gegen innere und äußere Widerstände

            Lehrer – das war der Traumberuf von Patrick H. Mit großem Engagement unterrichtete er an einer Privatschule und hängte sich für seine Schüler richtig rein. Aber immer öfter kam er im Schulalltag an seine Grenzen und kollidierte mit seiner Schulleitung: „Da wurden Entscheidungen getroffen, die ich nicht mitgetragen habe, aber umsetzen musste“, erinnert er sich. „Immer wieder etwas weiterzugeben, hinter dem ich nicht stehe, hat mich total aufgerieben.“ Er stellte immer mehr infrage – und wird zum Querulanten mit Aggressionsproblemen abgestempelt. Zunehmend potenzierten sich die Auseinandersetzungen mit Kollegen und Schulleitung, was seine innere Zerrissenheit weiter verstärkte: „Ich hatte mehr und mehr das Gefühl, als Einzelkämpfer einen aussichtslosen Krieg gegen das System zu führen. Dass meine Psyche die Ursache sein könnte, dass ich mich da so wahnsinnig reingesteigert habe, auf die Idee bin ich gar nicht gekommen. Im Gegenteil, ich hatte viele gute Argumente, was von außen alles falsch läuft und fühlte mich von allen unverstanden.“ Permanent kämpfte er gegen die Widerstände an, beschäftigte sich fast nur noch mit den Problemen am Arbeitsplatz und schlief kaum noch –  ein Kreislauf, dem Körper und Seele nicht standhalten konnten: Sie kapitulieren vor der andauernder Überbelastung mit einem Burnout. „Ich habe die körperlichen Anzeichen der Erschöpfung aber lange nicht wahrgenommen, weil ich emotional in einem Erregungszustand gefangen war, “ sagt er rückblickend. Erst als die Konflikte immer öfter eskalierten und sich dann auch im Privatleben auswirkten, war für Patrick H. klar: „So kann es nicht weitergehen, ich brauche Hilfe.“

            Raus aus dem seelischen und körperlichen Tief

            Mit psychiatrischer Unterstützung fand er langsam aus dem seelischen und körperlichen Tief heraus: „Dass vom Facharzt eine Depression und Angststörung diagnostiziert wurde, war für mich eine echte Erleichterung, denn endlich gab es eine Erklärung für alles. Hier kam auch das Thema ADHS zur Sprache – ich habe erst in der Therapie verstanden, dass die Erkrankung immer latent da war, auch wenn sie mich seit meiner Kindheit kaum beeinträchtigt hat.  Aber durch den emotionalen Stress ist sie zu Tage getreten und hat mein  Verhalten in Konfliktsituationen stark beeinflusst – und den Kreislauf weiter befeuert. Die entsprechenden Medikamente helfen mir jetzt, klarer zu denken und mich selbst stärker zu reflektieren.“ Dass er aber mehr als eine Therapie benötigte, um langfristig wieder in die Spur zu kommen, zeigte sich bei der Rückkehr in den Berufsalltag: „Ich habe schnell gemerkt, dass ich in meiner Aufgabe als Lehrer an meine Grenze gekommen bin: Denn gerade weil ich die Verantwortung aufgrund der Achtung vor den jungen Menschen als so wichtig empfand, habe ich mich ja derart aufgerieben und bin immer wieder in Konflikte mit dem Schulsystem geraten “, resümiert er. „Ich brauchte ein ganz anderes Umfeld und das ging nur mit einer beruflichen Veränderung.“

            Mit großer Dankbarkeit in eine neue berufliche Zukunft

            Um sich neu zu orientieren, stellte er einen Antrag auf Leitungen zur Teilhabe am Arbeitsleben und  wechselte nach der Berufsfindung im BFW Goslar die Seiten: Patrick H. wurde vom Lehrenden zum Lernenden. Die Entscheidung, mit einer betrieblichen Umschulung zum Automatisierungstechniker einen komplett neuen Beruf anzugehen, fiel ihm nicht schwer: „Ich habe das nicht als Rückschritt empfunden, sondern als einen Riesenschritt nach vorne.“ Und der Erfolg gibt ihm Recht: „Ich habe im BFW genau den richtigen Weg für mich gefunden. Direkt nach dem Abschluss habe ich einen Job gefunden und bin als Fachkraft jetzt so begehrt, dass ich gerade sogar abgeworben wurde.“ Mit großer Dankbarkeit schaut er auf die Zeit im BFW zurück: „Ich wurde  ernstgenommen mit meiner komplexen Problematik und es wurde sehr individuell geschaut, was ich für die Rückkehr ins Arbeitsleben und für meinen Genesungsprozess brauche. Ich bin zwar sehr eigenständig durch die Ausbildung gegangen, aber ich wusste auch, dass die Experten der begleitenden Dienste immer ein Auge darauf hatten, dass ich im Gleichgewicht bleibe. Das war wie ein Sicherheitsnetz, das mich dann auffing, wenn es nötig war.“ Heute ist der 42-Jährige mit sich im Reinen – körperlich, seelisch, beruflich und privat. „Und darum schaue ich auch nicht auf das zurück, was mal war, sondern freue mich voller Optimismus auf das Leben, das noch auf mich wartet.“

            *Name auf Wunsch anonymisiert.

            „Ziel ist ein Berufsbild, das dem Menschen sowohl in körperlicher als auch seelischer Hinsicht gerecht wird."

            Dr. med. Heinrich Wilken

            Rahmen für neue Perspektiven

            Rechtlicher Anspruch:

             

             

            Wenn Ärzte von der Berufsausübung in der bisherigen Form abraten, kann ein Anspruch auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) bestehen. Diese öffnen ein breites Spektrum von Arbeitsplatzanpassungen bis hin zu Umschulungen, um wieder ins Arbeitsleben zu finden.

            Starke Partner:

             

             

            Berufsförderungswerke (BFW) sind Kompetenzzentren der beruflichen Rehabilitation. Seit Jahrzehnten begleiten sie Menschen mit vielfältigen Angeboten auf ihrem Weg zurück in den Arbeitsmarkt.

            Finanzielle Unterstützung:

             

             

            Mit dem Übergangsgeld und weiteren finanziellen Leistungen wird der Lebens­unterhalt während einer Maßnahme gesichert.

            Zurück in Arbeit

            Beratung wahrnehmen

             

             

            Dr. med. Heinrich Wilken, Leiter Medizinischer Dienst im BFW Hamm

             

            In den letzten Jahrzehnten hat sich die gesellschaftliche Akzeptanz seelischer Erkrankungen glücklicherweise deutlich verbessert. Hiermit geht auch ein wachsendes Verständnis für seelische Ursachen von körperlichen Beschwerden einher. Menschen, die einen teilweise langen Weg durch verschiedene körperlich orientierte Untersuchungen und Behandlungen haben, finden zunehmend den Weg zu einer seelisch ausgerichteten fachlichen Betreuung.

            Dem tragen auch die Berufsförderungswerke Rechnung, die in Fällen einer notwendigen beruflichen Veränderung die nächste Station innerhalb des Rehabilitationsprozesses sind:
            Maßnahmen zur Ermittlung eines geeigneten neuen Berufes beinhalten eine gleichermaßen ärztliche wie auch psychologische Betreuung.

            „Als klar war, dass die Rückkehr in alte berufliche Routinen der falsche Weg ist, habe ich auf Anraten meiner Therapeutin einen Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben gestellt."

            Ulrike Z.,
             wagte im BFW ­Stralsund einen Neustart und hat so ihren Weg in einen neuen Beruf gefunden.

            „Ich wurde ernstgenommen mit meiner komplexen Problematik und es wurde individuell geschaut, was ich für die Rückkehr ins Arbeitsleben und für meinen Genesungsprozess benötige."

            Patrick H.,
             erarbeitete sich im INN-tegrativ BFW Goslar eine ganz neue
            berufliche Perspektive.

            „Gemeinsam Schritt für Schritt mit angemessener Hilfe zur Selbsthilfe."

            Uwe Althoff

            Neustart im BFW

            Die Berufsförderungswerke unterstützen Menschen, die wegen einer psychischen Erkrankung einen beruflichen Neuanfang benötigen: Gemeinsam werden die Weichen für einen geeigneten und schaffbaren Weg zur Rückkehr in Arbeit gestellt.

            Wo kann es hingehen:

            Gezielte Hilfe und Beratung bei der Neuorientierung, um eine realistische Berufs­perspektive zu entwickeln.


              Was kann ich und was nicht:

              Erprobung verschiedener Tätigkeiten, um die individuelle Eignung und die körperliche Belastbarkeit für konkrete Berufsbilder zu ermitteln.


                Was brauche ich für die Ausbildung:

                Bedarfsgerechte Förderung und Vorbereitung, um den Anlauf in den neuen Beruf zu meistern.


                Bei psychosomatischen Erkrankungen werden während der Ausbildung und Qualifizierung in den Berufsförderungswerken folgende Aspekte besonders berücksichtigt:

                Stärkung des Selbstwertgefühls,

                indem erreichte Lernziele aufmerksam und achtsam reflektiert werden.

                Fortwährende Anschaulichkeit

                der gesetzten, aufeinander aufbauenden Lernziele.

                Gemeinsames und dynamisches Ausloten

                eines gesunden Anspruchsniveaus des Lernenden an sich selbst

                Uwe Althoff, Lernbegleiter in der Qualifizierung des Bfw Sachsen-Anhalt

                „Das Wissen, dass ich nicht alleine da durch muss, hat mir die Kraft und die Sicherheit gegeben, die Ausbildung durchzustehen und erfolgreich zu beenden."

                Ulrike Z.

                „Ich habe mit professioneller Rückendeckung im BFW genau den richtigen Weg für mich gefunden. Direkt nach dem Abschluss habe ich einen Job gefunden und bin als Fachkraft jetzt so begehrt, dass ich gerade sogar abgeworben wurde."

                Patrick H.

                Ein ganzheitlicher Weg:
                Die begleitenden Dienste in der beruflichen Reha

                Um den Umschulungserfolg abzusichern, bieten die Berufsförderungswerke ihren Teilnehmern eine interdisziplinäre Begleitung an, um die Herausforderung der Ausbildung gemeinsam zu bewältigen.

                Fall-Manager

                • Lotsenfunktion: Erster Ansprechpartner für Fragen
                • Koordinator aller am
                • Prozess Beteiligten
                • Organisator externer
                • Beratung

                Mediziner

                • Physiotherapie
                • Ernährung, zum Beispiel bei Unverträglichkeiten oder Adipositas
                • Diagnostik, ggf. Überweisung zum Therapeuten

                Psychologen

                • Einzelgespräche bei persönlicher Belastung (zum Beispiel Rückfallprävention, Einsamkeit)
                • Gruppenworkshops zu Stressbewältigung,
                • Prüfungsangst o.ä.

                Ausbilder

                • Organisation von
                • Förderunterricht
                • Hilfe bei der
                • Prüfungsvorbereitung
                • Bewerbungstraining
                • Jobcoaching

                Ihre berufliche Reha vor Ort

                 

                 

                Wo findet berufliche Reha in meiner Nähe statt?

                Erfülle ich die Voraussetzungen für Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben?

                Wer kann mich persönlich vor Ort beraten?

                Beratung wahrnehmen

                Die Antworten finden Sie in unserer Karte unten
                oder unter der kostenlosen Hotline 0800 222 000 3.

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